Hinweis zu Affiliate-Links: Alle Produkte werden von der Redaktion unabhängig ausgewählt. Im Falle eines Kaufs des Produkts nach Klick auf den Link erhalten wir ggf. eine Provision.

Eine Ex-Moderatorin verklagt Facebook wegen mangelnder psychologischer Betreuung

von WIRED Staff, Michael Förtsch
Eine ehemalige Mitarbeiterin von Facebook will das Social Network verklagen. Sie hatte Inhalte moderiert und täglich Bild- und Videomaterial ausgefiltert, das Gewalt, Kindesmissbrauch und Hassbotschaften zeigt. Das habe sie geschädigt. Denn Facebook würde Mitarbeitern wie ihr nicht die nötige psychologische Hilfe bieten, die es brauchen würde.

Innerhalb von Sekunden müssen die Content-Moderatoren von Facebook entscheiden, ob ein Bild, ein Video oder eine Botschaft zumutbar ist oder gelöscht werden muss. Sie sehen dabei Fotos von Kindesmissbrauch, Foltervideos, Hinrichtungen, Tierquälerei oder sogar Aufnahmen von Menschen, die sich umbringen wollen. Der Konzern hatte bislang darauf bestanden, es seien ausreichend Betreuungsmöglichkeiten für die über Dienstleistungsfirmen beschäftigten Mitarbeiter vorhanden. Nach Aussagen der ehemaligen Moderatorin Selena Scola sei das aber nicht die Wahrheit.

Scola war von Juni 2017 bis März 2018 über das Auftragsunternehmens Pro Unlimited für Facebooks Löschzentrum in Menlo Park, Kalifornien angestellt und habe aus ihrer Arbeit eine posttraumatischen Belastungsstörung zurückbehalten. Facebook würde seiner Verpflichtung nicht nachkommen, sich um das psychische Wohl der Leiharbeiter zu kümmern, weshalb sie nun vor dem Superior Court in Kalifornien ihre Klage eingereicht hat. Dieser können sich weitere Betroffene anschließen.

„Facebook ignoriert seine Pflicht, ein sicheres Arbeitsumfeld zu bieten und erschafft stattdessen eine Drehtür mit Kurzzeitarbeitern, die von dem, was sie bei der Arbeit sehen, irreparabel traumatisiert bleiben“, sagte Korey Nelson, der Selena Scola vertritt. Teil der Klage ist die Forderung eines Fonds für medizinische Tests und die Vor- und Nachversorgung der Moderatoren.

Werden Moderatoren alleingelassen?

In der Vergangenheit hatte Facebook immer wieder betont, dass es Betreuungsangebote für die Mitarbeiter gibt – Partner und Leiharbeitsfirmen wären verpflichtet, diese anzubieten. Diese halten den Job aber laut Insider-Informationen selten lange durch, da die psychische Belastung einfach zu groß ist. Teils nach einigen Monaten, teils bereits nach wenigen Wochen würden Moderatoren gehen. Erst im vergangenen Jahr hatte eine Recherche die Situation in einem Löschzentrum in Berlin aufgedeckt, in dem rund 600 Mitarbeiter über die Bertelsmann-Firma Arvato für Facebook Inhalte kontrollieren.

Wie die Süddeutsche Zeitung schrieb „fühlen sich die Mitarbeiter alleingelassen.“ Erst kürzlich hatte sich auch die Arte-Dokumentation The Cleaners dem Thema gewidmet und über Moderatoren berichtet, die in Manila stellenweise in Zehn-Stunden-Schichten für Facebook aber auch andere Social Networks per Hand strittige Inhalte filtern. Mittlerweile hat Facebook angekündigt, die Kritik und Anschuldigungen zu überprüfen. Die Arbeit der Moderatoren sei Schwerstarbeit, so Facebook, „darum nehmen wir die Unterstützung unserer Moderatoren unglaublich ernst.“

GQ Empfiehlt