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Wir haben eine Probefahrt mit dem Tesla Model 3 gemacht

von Jack Stewart
Am Freitag feierte Tesla CEO Elon Musk eine Party. Die ersten Model 3 wurden dabei an ihre neuen Besitzer übergeben. WIRED war vor Ort und ist einen von ihnen Probe gefahren.

Der neue Tesla Model 3 ist das „bezahlbarste“ Fahrzeug des Elektro-Autobauers, aber als ich das Gaspedal nach unten drücke, ist klar: Ja, dieses Gefährt ist immer noch ein Tesla. Er fährt leise dahin, beschleunigt gewohnt schnell, unterstützt durch den Halb-Autopiloten. Immer wieder hat Tesla betont, dass das 2012 ausgelieferte Model S weiterhin die luxuriöseste Limousine des Unternehmens bleiben soll und die ausgefallensten Features immer zuerst bekommt. Aber wer sich schon immer so ein teures Auto gewünscht hat, wird auch mehr als zufrieden mit dem Model 3 sein.

Das Model 3 steht vermutlich an einem Wendepunkt. Genau zu dem Zeitpunkt, an dem Elektroautos und ihre Infrastruktur nach und nach zur Normalität werden. Noch ist fragwürdig, ob Elon Musk und seine Kollegen ihren Produktionsplan halten können. Musk sagte am Freitag während einer Party, als das erste Model 3 vom Band lief, dass mehr als eine halbe Million Menschen 850 Euro angezahlt hätten, um sich das Auto zu reservieren. Noch ist Musk in der Zeit, aber wie lange.

Anfangs soll es nur zwei Varianten geben. Die Basisversion kostet knapp 30.000 Euro und hat eine Reichweite von 350 Kilometern mit einer Beschleunigung von null auf 100 in 5,8 Sekunden. Die Langstreckenversion soll bis zu 515 Kilometer schaffen und von null auf 100 in nur 5,3 Sekunden beschleunigen. Dafür kostet die dann auch 37.500 Euro. Beide Modelle kommen mit einem Heckantrieb-Elektromotor. Eine Allrad-Variante mit zwei Motoren soll erst in einigen Monaten gebaut werden. (Angaben zur Kilowattstunden-Leistung des Akkus machte Tesla nicht. Als Grund nannte das Unternehmen, dass Kunden ein besseres Verständnis für die Reichweite bekämen, wenn in Kilometern gesprochen werde.)

Wer mehr will, muss ordentlich draufzahlen. Allein 4250 Euro kostet es, den Autopiloten zu aktivieren. Das Premium-Ausstattungspaket mit Glasdach, elektrisch einstellbaren Sitzen und Holzverkleidung kostet weitere 4250 Euro. Sollte dann irgendwann die Option für komplett autonomes Fahren kommen, soll die erneut 2500 Euro kosten.

Was als erstes auffällt: Das Model 3 sieht wie ein kleineres Model S aus. Es hat einen klassischen Kofferraum, nicht nur eine Heckklappe. Und soll laut Tesla genug Platz für ein Fahrrad bieten, wenn die Sitze zurückgeklappt sind.

Die Türgriffe ragen nicht heraus, sondern sind versenkt, was dem Auto ein glattes, stromlinienförmiges Äußeres gibt. Das Fahrzeug öffnet sich durch eine Bluetooth-Verbindung zum Smartphone automatisch, wenn sein Besitzer sich ihm nähert. Alternativ gibt es eine Chipkarte, wie in einem Hotel, die man seinem Bediensteten dann geben kann. Einen Schlüssel gibt es nicht.

Der Innenraum ist anders als bei seinen Vorgängern. Minimalistisches Design im skandinavischen Stil. „Alles was wir bei Tesla tun, muss wunderschön sein“, sagt Franz von Holzhausen, Chefdesigner bei Tesla. „Wir haben alles weggenommen, das unnötig war, damit es ein sauberer, minimalistischer Innenraum wird.“

Deshalb hat das Model 3 statt einem Armaturenbrett nur einen riesigen Touchscreen. Tatsächlich gibt es nichts anderes dort. Keine Knöpfe, keine Schalter, nicht einmal eine Tempoanzeige. Der Bildschirm ist das Armaturenbrett. Heizung hochdrehen? Einfach drauftippen. Die Radiostation wechseln? Navi anschalten? Scheinwerfer anschalten? Läuft alles über den Bildschirm. Nur am Rand des Lenkrads gibt es zwei Scrollräder, die dabei helfen. Mit ihnen kann der Fahrer die Lautstärke regeln oder den Spiegel nachjustieren.

Sogar die Lüftung ist minimalistisch gehalten. Ein langer Streifen zieht sich über das Armaturenbrett. Die Temperatur und die Richtung wird dabei über den Bildschirm gesteuert. Kein Vergleich zum einfachen Umgang mit mechanischen Lüftungen. Aber Tesla möchte, dass es so wenig bewegliche Teile im Auto gibt wie möglich.

Als ich mit meinem Fuß auf das Gaspedal drücke, springt das Model 3 augenblicklich an. Die geräuschlose Beschleunigung eines Elektroautos gibt mir stets das Gefühl kindlicher Freude und Teslas neuer Wagen ist hier keine Ausnahme. Auch wenn er nicht so schnell ist wie das Model S. Das Auto ist solide gebaut, nichts rüttelt oder klackert, selbst der Motor ist geräuschlos. Alles was ich höre, ist der Wind und das Quietschen der Reifen.

Ein Schalter am rechten Rand des Lenkrads wechselt zwischen den einzelnen Modi: Parken, Rückwärtsgang, Neutral, Fahren und Autopilot. Das halb-autonome Fahren ist essentieller Teil des Tesla-Erlebnisses. Für diese Funktion kommt das Model 3 mit den gleichen Sensoren wie sein Vorgänger. Acht Kameras, Radar, Ultrasound und einen Supercomputer braucht der Wagen, um sicher in der Spur zu bleiben und die Distanz zum Vordermann zu halten. Komplett autonomes Fahren sei laut Musk nur noch ein Software-Update weit entfernt. Wann es tatsächlich soweit ist, darüber schweigt er sich aus.

Das Model 3 ist natürlich nicht das erste elektrische Fahrzeug auf dem Markt. Der Chevrolet Bolt und der BMWi3 sind seine Konkurrenz – mit einem entscheidenden Unterschied: Bei diesen Autos gibt es keine tausenden Menschen, die dem Unternehmen dahinter zurufen: „Bitte, nimm endlich mein Geld!“

Der Rapper Tyler, The Creator besitzt das Model S. Es hat sogar ein Cameo in Fifty Shades of Grey. Das alleine zeigt, welches Medien-Genie Elon Musk ist. Seine Magie ließ Fahrzeuge von Tesla zu Objekten der Begierde werden. Autofans wollen so einen Wagen – und jetzt gibt es ein Modell, dass immerhin so „preiswert“ ist, dass sie es mit sich selbst rechtfertigen können, es zu kaufen. „Wenn du die Welt verändern willst, dann musst du Autos bauen, die sich die Menschen leisten können“, sagt Musk.

Während am Freitagabend die Model-3-Launchparty weiterging, produzierte die Fabrik Lärm statt Autos. Die Mitarbeiter versammelten sich um CEO Elon Musk, der 30 von ihnen Schlüsselkarten für die ersten Fahrzeuge gab. Sie werden die Testkaninchen für die Fahrzeuge sein, damit die letzten Bugs beseitigt werden können. Nach der Party muss es jedoch weitergehen mit der Produktion: „Wir werden durch sechs Monate Fertigungshölle gehen“, sagte Musk, um die Erwartungen der Fans zu dämpfen. Er glaubt noch immer, dass es Tesla gelingen wird, nächstes Jahr 500.000 Fahrzeuge auszuliefern. Da bleibt nicht viel Zeit für Partys.

WIRED.com

Dieser Artikel erschien zuerst bei WIRED.com
Das Original lest ihr hier.

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