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Philae entdeckt organische Substanzen auf dem Kometen Tschuri

von Michael Förtsch
Die Landung der Forschungssonde Philae Ende 2014 lief nicht ganz so reibungslos wie geplant. Dennoch wurde die aufwendige Mission ein Erfolg. Denn die Forscher entdeckten organische Moleküle und lernten für die Zukunft.

Zehn Jahre Anflugzeit mit der ESA-Raumsonde Rosetta und zwei fehlgeschlagene Landeversuche hatte es gebraucht, bevor Philae im November 2014 endlich sein Forschungsprogramm abarbeiten konnte. Knapp 60 Stunden untersuchte die Laborsonde den drei mal fünf Kilometer durchmessenden Kometen mit der Kennziffer 67/P. Dann ging ihr vorerst der Strom aus. Nun haben die beteiligten Forscher in einer Sammlung von Artikeln im Fachmagazin Science, ihre teils durchaus erstaunlichen Erkenntnisse und Erfahrungen vorgestellt. Denn der Steinbrocken in Form einer Badeente erwies sich als weitaus interessanter als zuvor gedacht.

Weich wie Neuschnee

Als „weich wie Neuschnee“ beschreiben die Wissenschaftler etwa den eigentlich vorgesehenen Landepunkt Agilikia, bei dem Philae zwar aufsetzte aber gleich wieder abprallte. Dabei wirbelte er eine dicke Granulatschicht auf, in der die Landefüße einen gut 20 Zentimeter tiefen Abdruck hinterließen. Letztlich gelandet ist die Sonde, nachdem sie an einen Kraterrand entlang schrammte, ganze 122 Meter entfernt. Dort steht sie nun jedoch nicht, wie auf den Computergrafiken, mit drei Spinnenbeinen auf der Oberfläche, sondern lehnt zweibeinig an einer mutmaßlichen Eiswand. Das Gebiet namens Abydos ist als Standort eigentlich viel zu rau und schattig. Das tat den Ergebnissen aber nur bedingt einen Abbruch. So versuchte das Kometenthermometer „Mupus“ über drei Stunden hinweg vergebens, sich in den Boden zu hämmern. „Vielleicht kann man es als die größte Überraschung des Kometen bezeichnen, dass Abydos einen so harten Boden hat“, beschreibt Tilman Spohn vom Deutschen Zentrum für Luft- und Raumfahrt die ungeahnte Erkenntnis.

Eine der wichtigsten Entdeckungen auf dem zwischen minus 160 bis minus 180 Grad kalten Steinbrocken sind jedoch die 16 organischen Moleküle, die Philae ausmachen konnte. Darunter Alkohole, Amine und Nitrile, die schon bei anderen Kometen nachgewiesen wurden, aber auch Methyl-Isocyanat, Aceton, Propionaldehyd und Acetamid, die bisher nicht auf derartigen Himmelkörpern auftauchten. „Es handelt es sich um einen wahren Baukasten organischer Verbindungen, von denen viele als Ausgangspunkt für wichtige biochemische Reaktionen dienen“, erklärt Fred Goesmann vom Göttinger Max-Planck-Institut. Theoretisch könnten sich hieraus Zucker und Aminosäuren, die echten Bausteine des Lebens, entwickeln. Dies bestärke die These, dass die Basis des Lebens auf der Erde, eventuell aus dem All stammt. „Fällt derartiges Material in die richtige Umgebung auf einem Planeten, könnte entstehendes Leben, sich dies zu Nutze machen“, so Goesmann. Unser Planet sei wie eine guter Sack Blumenerde für Samen aus dem Kosmos.

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Ob Philae noch für weitere Erkenntnisse gut sein wird, ist derzeit unsicher. Nach dem der Kontakt letztlich fragmetarisch und brüchtig wurde, herrscht seit dem 9. Juli nämlich nun Funkstille. Jedoch hofft das Philae-Team, zwischen September und Oktober noch einmal Verbindung aufnehmen zu können, bevor der Komet das innere Sonnensystem verlässt und die Solarzellen dann keine Energie mehr liefern. „Wir versuchen es weiter”, so Philae-Projektleiter Stephan Ulamec vom Deutschen Zentrum für Luft- und Raumfahrt.

Selbst wenn aber keine Verbindung mehr möglich sein sollte, würden die gewonnen Erkenntnisse nun vor allem bei der Planung und Durchführung von zukünftigen Missionen der European Space Agency, des DLR und der NASA helfen. „Wir haben auf jeden Fall eines mit dieser ersten Kometenlandung gelernt”, beteuert Stephan Ulamec. „Das Abprallen ist ein größeres Problem als das mögliche Versinken im Boden.” 

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